Heute ist der Welttag des Brotes! Da wird es mal wieder Zeit, sich in Erinnerung zu rufen, wie herrlich frisch gebackenes Brot einfach schmeckt. Im Januar haben wir in unserer Frühstücks Box ja schon ein schnelles Sauerteigbrot gebacken – mit dem fertigen Sauerteig-Starter konnten wir einfach drauf losbacken. Wenn du keinen fertigen Sauerteig-Starter Zuhause hast, braucht es natürlich etwas Zeit zur Vorbereitung – aber es ist total einfach und du hast nicht viel Arbeit damit. Wie du deinen eigenen Sauerteig-Starter ganz einfach selbst anrühren kannst, möchte ich dir heute zeigen. ☺️
Aber bevor wir loslegen, hab ich noch eine Frage: Kannst du dich noch an die 1990er Jahre zurückerinnern? Falls ja, kommt dir bestimmt auch das Tamagotchi in den Sinn. Als Kind haben wir es geliebt und uns täglich darum gekümmert – nicht dass es noch verhungert. Und während wir Kinder all unsere Fürsorge für unser Tamagotchi geopfert haben, taten es uns die Erwachsenen mit dem Hermann-Kuchen gleich. Hermann war ein lebendiges Wesen, er wollte gefüttert und beachtet werden, bevor er sich in leckeren Kuchen verwandelte. Und mit der richtigen Pflege wurde er immer mehr und mehr, weshalb er einfach überall mit hingenommen und im Umkreis von mindestens 20 Kilometern weiterverschenkt worden ist. Kindergarten, Grundschule, Geburtstagsparty oder Arbeit, stets lautete die Frage „Willst du einen Hermann?“. Er wurde wie ein Kettenbrief an alle Freunde verteilt und genoss dann sein Leben über viele Wochen und Monate hinweg in den verschiedensten Familien. Es scheint als wäre Hermann mittlerweile erwachsen geworden… Denn mittlerweile wird Sauerteigbrot gebacken – quasi die adulte Version des Hermann-Kuchen. Sauerteig funktioniert ganz ähnlich wie der Hermann-Teig und kann über Jahre hinweg gepflegt und weitergenutzt werden. Wie sieht’s bei dir aus, hattest du schon mal einen Hermann- oder einen Sauerteig? Verrate es uns doch in einem Kommentar. 😌
Für den Fall, dass du den Hermann oder den Sauerteig noch nicht (gut) kennst, gehen wir der Sache heute nochmal genauer auf den Grund. Denn es ist nie zu spät, mit dem Brotbacken anzufangen. Und obwohl es zunächst wie eine riesige Aufgabe klingt, einen Sauerteig zu pflegen, ist es eigentlich denkbar einfach. Genauso ist das Ansetzen von Sauerteig wirklich nicht schwierig. 😉 Es braucht nichts weiter als Mehl, Wasser, Wärme, etwas Zeit und ganz viel Liebe. Mit der richtigen Pflege kann dein Sauerteig übrigens Jahrzehnte überstehen und hält somit länger als so manche Beziehung. Auf Sauerteig ist eben Verlass. Übrigens: Je älter der Sauerteig, desto intensiver seine Triebkraft und desto besser wird er – und damit auch dein Brot.
Bei uns erfährst du alles, was du über Sauerteig und dessen Herstellung wissen musst:
Warum Sauerteig dein Brot so besonders macht
Sauerteigbrote schmecken deshalb so lecker, weil Sauerteig ein Geschmacksträger ist. Denn bei der Fermentation werden insgesamt über 300 Aromastoffe gebildet, die deinem selbstgebackenen Brot einen unnachahmlichen Geschmack verleihen. Außerdem wird ein Brot mit Natursauerteig auch viel besser vom menschlichen Körper verwertet, da die Phytinsäure, die sonst die Aufnahme von Mineralstoffen hemmt, im Getreide abgebaut wird. Dadurch ist das Sauerteigbrot gesünder und für viele Menschen leichter verdaulich. Auch Allergiker greifen gern auf Sauerteigbrot zurück, da es in seinen Grundzutaten nur Mehl und Wasser enthält. Der Sauerteig sorgt zudem für mehr Volumen und eine feine, gleichmäßige Struktur im Inneren des Brotes.
Sauerteig ansetzen/züchten
Sauerteig Starter
Zutaten
- 50 g Roggen- oder Bio-Vollkornmehl
- 50 g warmes Wasser (40–45 °C)
Anleitung
- Vermische Mehl und Wasser in bspw. einem großen Marmeladenglas zu einem geschmeidigen, eher zähflüssigen Brei. Wenn der Brei sehr fest sein sollte (bspw. beim Roggenmehl), kannst du beim ersten Anrühren auch ein klein wenig mehr Wasser zugeben.
- Dieser Brei muss für 24 Stunden an einem warmen Ort ruhen. Du solltest die Schüssel oder das Glas am besten leicht abdecken, aber so, dass der Teig noch atmen kann. Die ideale Temperatur für die Entwicklung eines Sauerteiges liegt zwischen 26 °C und 30 °C.
- Nach insgesamt 24 Stunden wird der Teig zum ersten Mal gefüttert. Wie du den Sauerteig füttern solltest, kannst du weiter unten nachlesen.
TIPP
Wann sollte ich meinen Sauerteig füttern?
Nach insgesamt 24 Stunden wird der Teig zum ersten Mal gefüttert. Gib zu deiner Starterkultur je 50 g Mehl und 50 g warmes Wasser hinzu, verrühre alles gut und decke den Teig wieder ab. Diese Prozedur wird 3 bis 4 – manchmal auch bis zu 6 Tage lang wiederholt. In den ersten Tagen sollten sich kleine Bläschen bilden, die dir anzeigen, dass der Teig arbeitet. Außerdem vergrößert sich das Volumen deutlich. Ein gelungener Sauerteig riecht angenehm säuerlich und sollte eine hellbraune Farbe haben. In der Anfangszeit kann er aber auch mal unangenehm riechen, aber keine Sorge. Wenn du alles richtig gemacht hast, ist er nach spätestens 6 Tagen bereit für die Weiterverarbeitung. Sollte der Teig allerdings grünlich oder schwarz werden, sich Schimmel bilden oder faulig riechen, ist etwas schiefgegangen und der Starter muss entsorgt werden.
Wenn du den Sauerteig Starter einmal hergestellt hast, nimmst du nimmst du 50–100 g von deinem Starter ab. Damit kannst du dann dein erstes Brot backen. Mit dem Rest, deinem sogenannten „Anstellgut“, kannst du stetig weiter Sauerteig züchten. Du musst also nicht für jedes Brot, das du backen willst, einen neuen Sauerteig ansetzen. Wie du mit deinem restlichen Anstellgut verfährst hängt ganz davon ab, wie häufig du Brot backen möchtest.
FAQs Sauerteig Anstellgut richtig lagern
Kann ich mein Anstellgut im Kühlschrank lagern?
Ja, klar. Wenn du nicht alle zwei oder drei Tage backen möchtest, kannst du dein Anstellgut mit locker geschlossenem Deckel im Kühlschrank aufbewahren. Dort wird die Gärung nicht ganz gestoppt, aber stark verlangsamt. Dein Anstellgut solltest du im Kühlschrank einmal die Woche füttern. Wir empfehlen dir immer nur einen Teil deines Anstellguts zu verwenden und damit ein neues zu „impfen“. Dazu mischst du in einem neuen Glas wieder 50 g Mehl mit 50 g warmen Wasser und gibst 20–25 g deines alten Anstellguts dazu. Alles gut verrühren und ca. 12 Stunden an einem warmen Ort gehen lassen. Nach der Auffrischung arbeitet der Teig am aktivsten, das ist also die beste Zeit zum Backen. Solltest du einmal die Woche backen wollen, legst du deinen Auffrischtag am besten auf den Tag davor. Wenn du nach dem Auffrischen nicht direkt Backen möchtest, wandert das Anstellgut einfach wieder für eine Woche in den Kühlschrank.
Das nach der Auffrischung übrig gebliebene Anstellgut kannst du an Freunde, Familie, Arbeitskollegen und Bekannte verschenken, damit auch sie in den Genuss des köstlichen Sauerteigbrotes kommen. Es eignet sich übrigens auch als Dünger in deinem Kompost oder mit Wasser verdünnt zum Gießen deiner Gartenbeete. Du brauchst es also nicht wegwerfen.
Kann ich mein Anstellgut im Gefrierschrank lagern?
Hier scheiden sich etwas die Geister. Manche behaupten es ist kein Problem, andere sagen, es zerstört die Bakterien. Wir würden eher davon abraten, denn es gibt bessere Varianten: im Kühlschrank zum Beispiel. 😉
Kann ich mein Anstellgut trocknen?
Wenn dir dein Starter so gut gelungen ist, dass du ihn unbedingt konservieren willst, oder du einfach zu viel Masse hast, die du nicht wegwerfen möchtest, kannst du deinen Sauerteig auch trocknen. Streiche ihn dafür einfach dünn auf Backpapier und lass ihn an einem warmen Ort solange trocknen, bis der Teig sich abziehen und zermahlen lässt. Luftdicht verpackt kannst du ihn nun ewig aufbewahren. Um ihn wieder zu aktivieren, wird der Starter mit etwas warmem Wasser verrührt und wieder weiter gefüttert. Die Prozedur kennst du ja bereits.
So wird das Sauerteigbrot gebacken
Wenn du deinen Sauerteig Starter erfolgreich angesetzt, ihn gefüttert und gepflegt hast, wird es Zeit daraus ein leckeres Brot zu backen. Wenn du also von deinem ersten Sauerteig einen Teil abgenommen und als Anstellgut beiseite gepackt hast, kannst du nun mit dem Brotbacken beginnen:
- Wenn du deinen Starter über 6 Tage hergestellt hast, solltest du bereits genug Teigmasse haben, die du direkt verbacken kannst. Ein Brot besteht aber niemals zu 100 % aus Sauerteig, sondern du nimmst von deinem Sauerteigansatz bspw. 500 g ab und verknetest ihn mit genauso viel frischem Mehl und max. die Hälfte an warmen Wasser sowie den anderen gewünschten Brotzutaten (Gewürze, Saaten, etc.) zu einem Brotteig. Da der Sauerteig noch sehr jung ist, sollte zusätzlich mit etwas Hefe nachgeholfen werden. Dann darf der Teig an einem warmen Ort nochmal etwa vier Stunden gehen, bis sich das Volumen vergrößert hat. Der fertige Teig kann dann direkt zu Brot verbacken werden.
- Danach bereitest du aus deinem Anstellgut immer wieder einen Sauerteig her. Du benutzt also nicht den ganzen hergestellten Sauerteigansatz, sondern verwendest nur einen Bruchteil davon, je nach Rezept können das beispielsweise 20 g sein. Diesen vermischst du mit Mehl und Wasser und lässt es dann nochmals gären – hier kommt es ganz auf die Angaben in deinem Rezept an. Dieser Sauerteigansatz wird dann mit Mehl und Wasser sowie den anderen gewünschten Brotzutaten (Gewürze, Saaten, etc.) verknetet, gehen gelassen und dann zum Hauptbrot gebacken. Der Vorteil hierbei ist, dass der Sauerteig dadurch bereits mehr Triebkraft hat und du meist keine zusätzliche Hefe benötigt. Grundsätzlich gilt: Je älter dein Sauerteig ist, desto höher ist die Triebkraft.
6 Kommentare. Hinterlasse eine Antwort
Hallo und Dankeschön für diesen tollen Beitrag. Als Sauerteig Neuling ist mir die Backvariante 2 ohne Mengenangaben leider nicht nachvollziehbar, da in zwei Schritten jeweils Mehl und Wasser hinzugeben wird ^^° Eine Ergänzung wäre super!
Hallo liebe Liesel,
entschuldige bitte die späte Antwort, ich habe die Kommentare zu diesem Beitrag leider gerade erst im Spam entdeckt. 🙈 Bei der Variante 2 kommt es ganz auf das jeweilige Rezept an, was du nutzen möchtest. In den Rezepten wird immer eine jeweils andere Menge Anstellgut benutzt, daher können wir hier keine Angaben zu den Mengen machen. Ich habe das im Text aber nun nochmal ergänzt.
Viel Spaß beim Brotbacken!
Süße Grüße
Jenny
super beschrieben!
Meine bisherigen Brotversuche waren nur mit Hefe – zwar super lecker und gelungen, aber doch sehr feinproig.
Ich setzte jetzt meinen ersten Sauerteig an und bin dann ganz gespannt, ob es in einer Woche leckeres Brot gibt 😀
Eine Frage habe ich.. wenn am Anfang noch etwas Hefe dazugegeben werden soll – frische Hefe? oder geht auch Trockenhefe? Die ist ja etwas idiotensicherer 😅
Liebe Grüße!
Hallo liebe Finja,
entschuldige bitte die späte Antwort, ich habe die Kommentare zu diesem Beitrag leider gerade erst im Spam entdeckt. 🙈 Bei der anfänglichen Hefe kannst du gerne auch Trockenhefe nutzen, das geht auch.
Ich hoffe, deine Sauerteig-Versuche haben geklappt?
Süße Grüße
Jenny
Liebe Jenny,
soeben habe ich meinen allerersten Sauerteig angesetzt. Vorausgesetzt, er gelingt: Gebe ich dann Roggen- oder Weizenmehl dazu, wenn ich ein Brot backen will? Und kommen bei Variante 1 keine Gewürze / Salz hinzu?
Ganz lieben Dank für deine Geduld mit einem Greenhorn,
Annett
Hallo Annett,
vielen Dank für dein Kommentar. Zum Brotbacken ist es egal, welches Mehl du hinzugibst. Das kannst du also je nach Lust und Geschmack entscheiden. 😉 Es ist aber wichtig zu wissen, dass man bspw. bei Vollkorn Roggenmehl etwas mehr Wasser benötigt als bei einem 550er Weizenmehl.
Auch bei der ersten Variante kommen selbstverständlich noch Gewürze hinzu. Danke für den Hinweis, wir haben das im Text jetzt noch ergänzt.
Ich wünsche dir viel Erfolg mit deinem Sauerteig und viel Freude beim Brotbacken. 😊
Liebe Grüße
Alicia